Kunsthandlung Hattesen

seit 1931

Holm 76 · 24937 Flensburg · Telefon 0461-25077
E-mail: art@hattesen.com · Info: www.hattesen.com
Besuch der Ausstellung nur nach Vereinbarung


Friedrich Karl Gotsch

Gemälde und Gouachen

ab 1. August 2008



Vielen der um die Jahrhundertwende geborenen deutschen Künstlern ist gemeinsam, dass sie bedingt durch den tragischen Verlauf der Deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert nicht selten schicksalhaft in ihrer Entwicklung und ihrem Schaffen beeinträchtigt worden sind.
Auch auf Friedrich Karl Gotsch trifft das zu. Ein starker, unbeirrbarer Wille und Schaffensdrang bis ins hohe Alter haben ihn jedoch ein künstlerisches Werk von Rang schaffen lassen, ein Lebenswerk, das sich unter anderem dadurch auszeichnet, dass sich der Künstler nie mit dem einmal Erreichten zufrieden gab.
Seine künstlerische Ausbildung fällt in die Zeit des Um- und Aufbruchs nach dem Ersten Weltkrieg. Den ersten Kunstunterricht erhält er durch den Kieler Hans Ralfs, der an der Weimarer Akademie studiert hatte. Ralfs, der dort Edvard Munch begegnet war, öffnet seinem Schüler den Blick für das bahnbrechende künstlerische Schaffen des Norwegers und bereitet zudem den Boden für eine auch in Gotschs späterem Schaffen immer wiederkehrendekünstlerische Auseinandersetzung mit der skandinavischen Literatur. Von 1920 an geht Gotsch zur weiteren Ausbildung an die Dresdener Kunstakademie zu Oskar Kokoschka. Es folgt eine Studienzeit, die nicht frei von Spannungen zwischen Schüler und Lehrer ist, die Gotsch aber letztlich befähigt als Künstler ganz eigene Wege zu gehen: mit so großem Erfolg, dass bereits 1924 eine erste, viel beachtete Monographie über ihn von Will Grohmann erscheint. Reisen in die USA und durch Europa erweitern nachhaltig seinen künstlerischen Horizont. Die Jahre des Nationalsozialismus bringen den gravierendsten Einschnitt seines Künstler-Lebens: 1936 erhält er ein Mal- und Ausstellungsverbot, zwischen 1940 und 1945 muss er Kriegsdienst leisten, 1943 wird in Berlin, wohin er 1933 sein Atelier verlegt hatte, ein großer Teil seines Werks bei einem Bombenangriff vernichtet. Nach dem Krieg errichtet er schließlich in St. Peter an der Nordsee sein endgültiges Atelier. Bereits in den 20er und 30er Jahren arbeitete er hier häufig in den Sommermonaten, während es ihn im Winter meist ins heimatliche Friedrichsort bei Kiel zog.
Die ersten Nachkriegsjahre sind von zahlreichen öffentlichen Aktivitäten geprägt, die er aber bereits zu Beginn der 50er Jahre weitgehend aufgibt, um sich voll und ganz seiner künstlerischen Arbeit widmen zu können. Da bei der Vernichtung seines Berliner Ateliers die meisten seiner frühen Ölgemälde verloren gingen, versucht er diese nun durch Wiederholungen zu ersetzen. Eine künstlerische Herausforderung, die ihm viel abverlangt und die ihn andererseits ständig zu einer unerbittlichen Überprüfung seines künstlerischen Standorts zwingt.


Friedrich Karl Gotsch, Das Kind im Pelzmantel, 1965
Öl auf Leinwand, 98,5 x 65, 5 cm, W.Z. Goeritz Nr. 686


Fernab der modischen, scheinbar aktuelleren künstlerischen Strömungen bleibt er bei seiner gegenständlichen Malerei, den Portaits, Figurenbildern und Landschaften. Er entwickelt dabei sich selbst treu bleibend einen reifen Spätstil, in den er die Summe seiner künstlerischen Erfahrungen einbringen kann.
Die Unmittelbarkeit dieser Arbeiten zeugt von einem mit höchster Sensibilität vorgetragenen Ausdruck seiner persönlichen Empfindungen und Eindrücke und einem von einem starken inneren Formbewußtsein geprägten Gestaltungswillen.

Jan Drees, Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf